Bun’s Story

Bun aus Battambang ist Tourguide und hat mit seinen 26 Jahren schon viel erlebt. Folgende Lebensgeschichte wurde mir so Wort für Wort von Bun erzählt. 

Ich wünsche dir viel Spass mit Bun’s Geschichte.

„Meine Mutter hat fünf Kinder. Ich bin der Jüngste der Familie. Weil ich das Nesthäkchen bin wollten meine Eltern mir eine gute Ausbildung ermöglichen, was meinen Geschwistern damals aus finanziellen Gründen verwehrt blieb.

Doch als ich 14 war bekam meine Schwester Malaria und meine Mutter musste sich entscheiden. Mich weiter auf die Schule schicken oder das Todesurteil meiner Schwester unterschreiben. Natürlich entschied sie sich dafür meine Schwester zu retten, worauf ich die Schule mit 14 verliess.

Ich habe daraufhin versucht einen Job in Battambang zu finden, um meine Mutter und meine Geschwister finanziell zu unterstützen, aber ich kannte niemanden in Battambang. Aus diesem Grund war es mir auch nicht möglich einen Job zu finden.

Aus finanzieller Not heraus entschloss sich meine Mutter einen Kredit aufzunehmen. Trotz der 20-Prozentigen Verzinsung. Sie hatte damals keine Wahl. Anders hätte sie das Leben meiner Schwester nicht retten können.

Da ich auch nach längerer Zeit keinen Job in Battambang finden konnte und das Geld langsam zur Neige ging, entschloss sich meine Mutter, mich nach Thailand zu schicken, wo ich als Maurer arbeitete. Ich war zu diesem Zeitpunkt immer noch 14 Jahre alt und hatte das erste Mal mein Land verlassen.

Schon nach kurzer Zeit bekam ich starkes Heimweh und sagte meiner Mutter, dass ich nach Hause kommen möchte. Doch sie erklärte mir, dass dies keine Option war, da sie sonst den Kredit, den sie aufgenommen hatte, nicht zurückzahlen könne und grosse Schwierigkeiten bekommen würde.

Ich arbeitete also drei Monate lang fast Tag und Nacht, um genug Geld zu verdienen und um schnellstmöglich wieder nach Hause zurückkehren zu können. Doch als ich nach Hause zurückkehren wollte, sagte mir meine Mutter, dass sie meinen Cousin in Thailand ausfindig gemacht hätte. Er betrieb ein Restaurant und eines Tages stand er vor meiner Tür und nahm mich mit. Von da an arbeitete ich als Kellner in seinem Restaurant. Dies tat ich für die ersten 1.5 Monate. Nach dieser Zeit wurde jemand, der auch etwas Englisch konnte, für die Arbeit an der Bar gesucht. Niemand konnte die Sprache. Ich war der einzige, der ein kleines bisschen Englisch sprach. Also arbeitete ich von da an an der Bar. Ich war immer noch 14 Jahre alt. Somit war es kaum verwunderlich, dass mich viele Gäste fragten, ob ich den überhaupt wisse, wie man einen Drink mixe, wenn ich selber augenscheinlich noch viel zu jung war, um überhaupt Alkohol trinken zu dürfen.

Der Job als Barkeeper hatte aber auch etwas Positives. Ich hatte viele Möglichkeiten mit den Gästen zu sprechen und so mein Englisch zu verbessern. So blieb ich in Thailand für weitere zwei Jahre.

In dieser Zeit habe ich meinen ganzen Lohn nach Hause geschickt und das Trinkgeld für mich gespart.

Nach zwei Jahren ging ich zurück nach Kambodscha.

Von dem Geld, was ich gespart hatte, kaufte ich mir ein Motorrad und arbeitete von da an als Motorrad-Taxifahrer. Bei dieser Arbeit lernte ich eine Menge Touristen kennen und konnte mein Englisch weiter verbessern. Ein Jahr später lernte ich einen Touristen aus Holland kennen und er erstellte mir eine Website. Anschliessend notierte er mir den Link zu der Website, aber ich wusste nicht, was ich damit anfangen sollte. Du musst wissen, hier in Kambodscha gibt es erst seit fünf Jahren eine Internetverbindung, weshalb die ganze Onlinewelt Neuland für uns Kambodschaner ist.

So ging die Zeit vorüber. Ich hatte zwar eine Website, benutzte sie jedoch nie, da ich schlichtweg nicht wusste wie.

18 Monate später traf ich einen Typen aus England. Auch er wollte mir eine Website erstellen. Ich sagte ihm, ich hätte bereits eine, wüsste aber nicht, was man damit mache und wie ich etwas hochladen konnte. Er schaute sich die Website an und fügte meine Battambang-Rundreise-Tour hinzu, welche ich damals schon einigen Touristen angeboten hatte. Anschliessend verlinkte er meine Seite auf Tripadvisor.

So kam die ganze Sache ins Rollen. Ich entschloss mein Motorrad zu verkaufen und mir stattdessen ein Tuk-Tuk anzuschaffen, damit ich mehrere Touristen gleichzeitig und bequemer transportieren konnte. Ich wurde ein Tuk-Tuk-Fahrer.

Mit der Zeit bekam ich immer mehr positive Rückmeldungen auf Tripadvisor und es wurden immer mehr Menschen auf meine Touren aufmerksam – auch weil ich damals der Einzige war, der eine solche Tour anbot. Leider gibt es mittlerweile immer mehr Personen, die nun die gleiche Tour anbieten. Aus diesem Grund ist auch die Besucherzahl bei meiner Tour rückläufig.

Darum ist es wichtig, dass Besucher meine Tour weiterempfehlen und anderen davon erzählen.

Ich bitte dich darum, allen, die du kennst, von meiner Tour zu erzählen.“

 

Und genau das möchte ich hiermit machen. Die Tour mit Bun war wirklich ein einzigartiges Erlebnis. Den ganzen Bericht von diesem Tag findest du hier. Bun verfügt über ein immenses Hintergrundwissen und er wird dir alle Fragen beantworten.

Informationen zu Bun’s Battambang Tour findest du auf seiner Website.

Er habe selber kein Geld, um ins Ausland zu reisen (er spart aktuell Geld, um seiner Schwester eine Ausbildung zur Kosmetikerin finanzieren zu können), darum liebe er es, Menschen aus der ganzen Welt kennen zu lernen, die im erzählen woher sie kommen und wie es dort aussieht. So könne er unsere Heimatländer doch irgendwie erleben.

Es ist unglaublich, eine solche Geschichte zu hören, die eigentlich von viel Armut und Sehnsucht handelt. Das Bun trotzdem ein so freundlicher und positiv eingestellter Mensch ist, überrascht umso mehr und macht auch nachdenklich. Wir sollten alle dankbar dafür sein, für die Möglichkeiten, die wir haben. Die Möglichkeit, eine kostenlose Schulbildung zu geniessen, ein funktionierendes Gesundheitssystem zu haben, ins Ausland reisen zu können. All dies nehmen wir oftmals als selbstverständlich hin und vergessen, dass es Menschen gibt, denen all das verwehrt bleibt.

Für was bist du dankbar? Schreibe es mir unten in die Kommentare.


Dieser Beitrag wurde von meiner alten Website auf diese Seite übertragen.
Ursprüngliche Veröffentlichung: 18.10.2018

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Michelle
Michelle
Aufgewachsen in einem 1'000 Seelen Dorf zieht es mich immer wieder in die grosse weite Welt hinaus. Auf meinem Blog findest du Tipps und Inspiration Rund ums Thema Reisen. Wenn du angehende*r Blogger*in bist findest du hier zudem zahlreiche Anleitungen die dir beim Aufbau helfen werden.

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