Seelenfrieden: Das Blockhaus am See

Gestern war mal wieder einer der Abende, an denen ich im Bett lag und eigentlich schlafen wollte. Nur mein Kopf, der hatte andere Pläne und wollte mit dem Gedankenkarussell gar nicht mehr aufhören.

Zum Glück spuckte Dr. Google nach kurzer Konsultation die Anweisung aus, dass ich mich auf etwas Schönes konzentrieren soll. Auf einen Ort an dem ich gerne wäre zum Beispiel.

Das ist dabei herausgekommen:

Das Blockhaus am See

Ein schönes, einstöckiges Blockhaus.

Es steht in einem Wald. Einem dieser Wälder, in dem die Bäume schmal und hoch sind. Die Stiele unten kahl und von dunkler Farbe. Erst nach über zehn Meter strecken sich die Äste links und rechts zu ihrem jeweiligen Nachbarn aus.

Der Wald grenzt an einen mittelgrossen See. Die Bäume reichen hier direkt bis ans Wasser.

Genau hier liegt unser schönes einstöckiges Blockhaus.

Es wurde erst kürzlich gebaut. Die einzelnen Holzbalken, aus denen es besteht, sind noch hellbraun und noch nicht vom Wetter gezeichnet. Es passt sich perfekt seiner Umgebung an.

Im Haus befinden sich nur zwei Räume. Ein offener Wohnbereich, in dem in der Mitte eine grosse, gemütliche Couch steht. Gegenüber ein Kamin, in welchem an kalten Tagen ein Feuer knistert und tanzt. In der Nähe ein grosser Korb mit Deckel, in welchem diverse Brettspiele zu finden sind. Kein Fernseher.

Direkt am Fenster zur Linken steht ein kleiner Schreibtisch. Darauf ein Notebook. Die Internetverbindung ist schwach. Es reicht gerade, um im Notfall mit viel Geduld etwas zu ergoogeln oder eine E-Mail zu versenden. Für den täglichen Gebrauch jedoch unbrauchbar. Doch das ist gut so. Denn so ergibt es sich vielleicht, dass hier das eine oder andere Buch geschrieben wird.

Direkt angrenzend an den Wohnbereich befindet sich ein grosses Schlafzimmer. Mit Fenstern die vom Boden bis zur Decke reichen. Keine Vorhänge. Die braucht es hier, weit ab von jeglicher Zivilisation, nicht. Auch sonst ist es hier eher spartanisch gehalten. Nur ein grosses Bett mit weisser Bettwäsche, welches mitten im Raum steht. Wer hier am morgen die Augen aufschlägt, blickt sofort auf den wunderschönen See, welcher sich etwa fünfzehn Meter vom Blockhaus aus erstreckt.

Die Nächte sind stockdunkel und kalt, sodass am Morgen, wenn die Sonne aufgeht, ein leichter Nebelschleier über den See tanzt, der sich mit dem Anstieg der Sonne verflüchtigt.

Zu dieser Tageszeit ist die Luft noch so eisig kalt, dass man sich nur mit einer dicken Jacke und einer Tasse heissem Kaffee nach draussen trauen sollte. Der Atem bildet kleine Wolken. Obwohl es so kalt ist, ist es die schönste Tageszeit, um raus zu gehen. Mit jedem Atemzug wird frische Luft in die Lungen gepumpt und die Vögel zwitschern voller Inbrunst den Tag herbei.

Direkt am Seeufer liegt ein kleines Boot mit Aussenmotor. Nichts Schickes. Eher was Praktisches. Alt, aber durchaus noch seetüchtig. Das Boot wird vor allem dazu benutzt, um die Nachbarn, welche am rund fünfhundert Meter entfernten Seeufer gegenüber wohnen zu besuchen oder einige ruhige Stunden beim Angeln auf dem See zu verbringen.

Es gibt hier nicht viel zu tun. Und das ist gut so.

Menschen verirren sich selten in diese Gegend. Oft sieht man tagelang keine Menschenseele.

Für Einkäufe steht ein grosser Pickup mit ausreichender Ladefläche bereit. Von hier aus ist es möglich über verschlungene Waldpfade in den Ort zu kommen. Wobei zu erwähnen ist, dass der «Ort» lediglich aus zwei Häuser besteht. Einem Lebensmittelladen, in welchem lokale Bauern ihre Ernte verkaufen und einem Pub. Dem «Joe’s». Hier trifft sich das gesamte Umland für gemütliche Abende.

Eine Sorte Bier und ein einziges Tagesgericht. Eine Speisekarte gibt es nicht. Wofür auch. Schliesslich kann man sich direkt beim Besitzer erkundigen, was das heutige Gericht ist.

Die Menschen hier sind einfach gestrickt, aber stets freundlich, auch wenn dies auf den ersten Blick vielleicht nicht so scheint. Fremde und Neue werden hier immer etwas schräg angeschaut – einfach, weil sich normalerweise kein Mensch hierher verirrt. Ist man aber einmal Teil der Gemeinschaft, hat man eine grosse Familie dazu gewonnen, welche sich auch gerne gegenseitig behilflich ist. Man ist schliesslich auf dem Land. Man kennt sich hier. Man hält zusammen.

So ist zum Beispiel die Veranda, die das Blockhaus umgibt mit Hilfe der Einwohner entstanden. Ein Zimmermann, der einige Kilometer weiter südlich lebt, hatte seine Hilfe damit angeboten. Und so entstand inert kürzester Zeit eine ausladende Veranda, welche sich fast um das ganze Haus zieht.

Vor allem der Teil, welcher sich direkt beim Aufgang zur Haustür befindet, wird gerne genutzt. Hier steht eine ausladende Holzbank, auf welcher es sich gut verweilen und Teetrinken lässt.

Die Gedanken schweifen. Die Gedanken kreisen.

Wie schön es hier doch ist.

So still.

So sorglos.

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Michelle
Michelle
Aufgewachsen in einem 1'000 Seelen Dorf zieht es mich immer wieder in die grosse weite Welt hinaus. Auf meinem Blog findest du Tipps und Inspiration Rund ums Thema Reisen. Wenn du angehende*r Blogger*in bist findest du hier zudem zahlreiche Anleitungen die dir beim Aufbau helfen werden.

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