Reisen ist die Tage nicht. Wir alle sitzen zu Hause fest wegen des Coronavirus. Aus diesem Grund möchte ich dich heute auf eine Reise in Gedanken mitnehmen. Tauche ein und lass dich für ein paar Minuten in eine andere Welt entführen…
Hier findest du zudem die passende Musik, um dich in diesem Artikel zu verlieren.
Eine enge Strasse führt auf verschlungenen Pfaden einen Berg hinauf. Links und rechts von ihr erstrecken sich schier endlose Weinberge. Bienen fliegen von Blüte zu Blüte und Vögel tanzen sorglos am Himmel. Es ist ein herrlicher Sommertag.
Einige Kilometer weiter führt die Strasse durch ein grosses steinernes Tor. Es ist das Eingangstor zu einem Städtchen, welches ganz oben auf dem Berg liegt.
Am Ortseingang stellst du deine türkisfarbene Vespa ab und gehst zu Fuss weiter.
Die Häuser sind aus Stein und dich aneinander gereiht. Nur hier und da tut sich eine Lücke auf und ein schmales Gässchen führt hindurch. Der ganze Boden ist mit Pflastersteinen ausgelegt, was sich unter deinen Füssen wie eine angenehme Massage anfühlt.
Du streifst durch die Gassen. Lässt dich treiben. Ohne Hast und ohne Ziel.
Du gehst vorüber an schmalen Balkonen, welche mit Geranien bestückt sind.
Vorbei an einem Barbershop, welcher noch genau so aussieht wie vor hundert Jahren, und wo ein junger Mann gerade eine Nassrasur bekommt.
Durch unzählige Gassen und Treppen näherst du dich langsam dem Zentrum. Du biegst um eine Ecke und du bist da. Ein grosser gepflasterter Platz. In der Mitte ein Brunnen, welcher ebenfalls mit unzähligen Blumen geschmückt ist. Kinder tollen darum herum und bespritzen sich gegenseitig mit Wasser, während die Eltern in sicherem Abstand zuschauen.
An einem kleinen Café hältst du an und setzt dich auf einen hölzernen Stuhl an einem kleinen Tisch direkt an der Hauswand, von welchem aus du das Treiben auf der Strasse beobachten kannst.
Aus der Karte wählst du dir etwas ganz spezielles aus. Etwas, was du dir nicht jeden Tag gönnst. Wie wäre es zum Beispiel mit einem grossen Eisbecher mit extra Schlagsahne? Oder einem Stück Schokoladenkuchen? Oder Tiramisu? Entscheide du. Dazu vielleicht ein Kaffee. Heiss oder eiskalt.
Während du auf deine Bestellung wartest, lässt du deinen Blick schweifen.
Da sitzt eine junge Frau mit einem Buch. Angelehnt an eine Mauer und liest ganz still vor sich hin, während sich ein paar Meter weiter ein Paar über einen Reiseführer beugt und den weiteren Urlaubsverlauf bespricht.
Aus dem kleinen Lebensmittelladen gegenüber – der, mit den roten Äpfeln vor der Ladentüre – tappt eine alte Frau. Sie geht ganz langsam. Vorsichtig, um auf dem unebenen Boden nicht zu stolpern. Hinter sich her zieht sie ihre Einkäufe. Man scheint sie hier zu kennen. Sicherlich kauft sie schon seit über vierzig Jahren in diesem Laden ein.
Die Kinder, welche zuvor um den Brunnen gespielt haben, haben einen Fussball aufgetrieben, welchen sie sich gegenseitig zuspielen. Ein Hund bemerkt das Treiben und möchte mitspielen und rennt mit wedelndem Schwanz über den ganzen Platz. Hin und her. Hin und her.
Direkt daneben geniessen drei ältere Herrschaften ebenfalls das herrliche Sommerwetter auf einer wettergegerbten Bank.
Just in dem Moment, als deine Bestellung kommt, schlägt die Uhr der kleinen Kapelle, welche du erst jetzt bemerkst zur vollen Stunde.
Du lehnst dich zurück. Lässt dich die Sonne ins Gesicht scheinen. Schliesst die Augen. Atmest.
Du verweilst eine ganze Weile hier. Die Sonne rückt immer tiefer. Schon bald hat sie die Zinnen der Häuser erreicht.
Du beschliesst aufzubrechen.
Du wanderst weiter durch die Strassen. Immer mal wieder erhaschst du einen Blick ins Innere der Häuser. In das Leben der Menschen, die hier wohnen.
Da ist zum Beispiel ein junger Mann, welcher seinem Sohn bei den Hausaufgaben hilft und sich dafür laut das Alphabet aufsagen lässt.
Oder das alte Ehepaar, das sich schweigend beim Essen gegenüber sitzt.
Einige Meter weiter dringt Musik an deine Ohren. Eine Frau mittleren Alters, welche bei offenem Fenster in ihrem Atelier steht. Vor ihr eine Leinwand, auf welcher sie ihre Gefühle zum Ausdruck bringt. Du hältst einen Moment inne, bevor es dich weiter zieht.
Dein Weg führt dich unbewusst an den Rand der Stadtmauern. Hier liegt ein kleiner Park, gesäumt mit Bäumen, welche am Tag Schatten spenden und zum ausgiebigen Picknicken einladen.
Du ziehst deine Schuhe aus und gehst barfuss über den Rasen. Das Gras fühlt sich angenehm weich an und kitzelt zwischen deinen Zehen. Du gehst bis ganz nach vorn. An die Brüstung. Von hier hast du einen wunderschönen Ausblick über das Umland.
Die Sonne sinkt immer tiefer. Der Abendhimmel färbt sich in den schönsten Farben. Erst nur ein leichtes rosa, und schlussendlich zu einem tiefen pink-rot.
Langsam wird es still. Die Grillen hören auf zu zirpen.
Du legst deinen Kopf in den Nacken und gniesst den Augenblick. So unbeschreiblich schön. So pur.