Italien Roadtrip – Reisebericht

Im Sommer 2014 machte ich mich mit meinem Auto nach Italien auf. Ein Roadtrip sollte es werden. Möglichst günstig reisen und doch so viel sehen wie es geht war mein Ziel. Dank Couchsurfing hatte ich überall die Möglichkeit kostenlos zu übernachten. Ich lernte verschiedenste Menschen kennen und sie zeigten mir ihre Lieblingsplätze in den jeweiligen Städten. Eine Erfahrung, die ich nicht missen möchte.

Meine Reise habe ich bereits damals aufgeschrieben, doch erst heute habe ich sie wiedergefunden und mich dazu entschieden, sie auf meinem Blog zu veröffentlichen.

Ich wünsche dir viel Spass mit meinem Reisebericht von Italien.

Aufbruch

In sieben Stunden wird mein Wecker klingeln und mich unsanft aus dem Schlaf reissen. Dann geht es los. Mein Roadtrip quer durch Norditalien.

Momentan liege ich aber im Bett und grüble über die ganze Sache nach. War das wirklich eine gute Entscheidung? Überstehe ich die Fahrt unfallfrei mit meinen zwei Jahren Fahrpraxis? Immerhin geht es nach Italien. Dem Land, in dem Autofahren nicht unbedingt nach festen Regeln abläuft. War Couchsurfing wirklich die richtige Entscheidung? Ist es nicht doch etwas gefährlich? So ganz alleine. Als Frau. Werde ich mich zurechtfinden? Fragen über Fragen.

Ich zweifle sehr an meiner Entscheidung, alleine loszuziehen. Ich vermisse Andrea schon jetzt schrecklich, obwohl ich ihm erst vor ein paar Stunden auf Wiedersehen gesagt habe. Ja, ich weiss, es sind nur knapp zwei Wochen, bis ich ihn wiedersehen werde. Aber es erscheint mir als so eine unglaublich lange Zeit. Ich war noch nie so lange von ihm getrennt. Ich muss zugeben, diese Umstände machen mir fast am meisten zu schaffen. Wie wird es sein ohne ihn? Kann ich das Reisen überhaupt geniessen? Normalerweise sehen wir uns jeden Tag. Und jetzt? Einfach zwei Wochen nur online über FaceTime oder Skype.

Je mehr ich über all diese Dinge nachdenke, desto verrückter machen sie mich. Ich sollte eigentlich schlafen, damit ich morgen ausgeruht bin und mein erstes Etappenziel ‹Mailand› sicher und entspannt erreiche. Und doch kann ich nicht aufhören an all diese Dinge zu denken. Wahrscheinlich werden morgen, nach der Abfahrt, alle Zweifel, die ich hatte, verfliegen. Ich werde die Reise geniessen und die Zeit wird schnell vorbeigehen. Doch momentan kann ich nur daran denken, dass ich sicher bald wieder zuhause bin und Andrea in die Arme schliessen kann.

Mailand und Bergamo

Der erste Tag meiner Reise ist geschafft. Meine gestrigen Zweifel, ob ich es mit meiner zweijährigen Fahrpraxis überhaupt schaffen werde, unfallfrei nach Mailand – und vor allem durch Mailand zu fahren – sind Geschichte. Ich muss gestehen, dass mir der italienische Fahrstil besser zusagt, als der schweizerische. Alle fahren kreuz und quer. Ob alle Verkehrsteilnehmer die Fahrprüfung absolviert haben, kann ich nur stark anzweifeln. Aus einer Fahrspur wird – wenn nötig – eine doppel- bis dreispurige Fahrbahn gemacht. Und wem das nicht passt, der gestikuliert wild mit Händen und Fäusten und drückt lautstark auf die Hupe. Aber trotzdem muss ich sagen; die Italiener haben das Autofahren eindeutig besser im Griff als die Schweizer. Natürlich kann ich das nach einem Tag nicht schon definitiv beurteilen, aber ich bin mir sicher, dass sich meine Sichtweise in den nächsten Tagen noch bestätigen wird.

Mailand

Zu Mailand lässt sich eigentlich nicht viel sagen. Da ich mein Auto in einem Parkhaus in der Nähe des Doms angegeben habe und sogar die Schlüssel abgeben musste als Sicherheit (uaaaah, hoffentlich krieg ich mein Auto wieder – wobei gegen einen Ferrari hätte ich auch nichts einzuwenden 😉 ), fiel mein Stadtrundgang eher mager aus, da ich vor allem den Dom und die weltberühmte Shoppingmeile sehen wollte. Als ich schliesslich vor der besagten Shoppingmeile stehe, bin ich allerdings ziemlich enttäuscht. Ich hatte mir das Ganze viel grösser vorgestellt. Aber na gut. Kaufen wollte (und könnte) ich hier sowieso nichts und so gehe ich weiter zum Mailänder Dom. Obwohl ich nicht viel von Architektur verstehe und mich auch nicht dafür interessiere, muss ich sagen, dass der Dom eine wahre Meisterleistung ist. So schön und mächtig wie er da inmitten der Piazza del Duomo steht, kann man einfach nur bewundern.

Da es erst zwölf Uhr mittags ist, entschliesse ich mich noch das ‹Castello Sforzesco› zu besichtigen. Vorbei geht es an kleinen Seitenstrassen, Ristoranti und Gelaterie. Nach kurzer Zeit stehe ich mitten im Hof und bin vor allem von den farbigen Vögeln fasziniert, welche hier überall aufgestellt wurden. Ja, ich bin wirklich eine  Kunstbanause.

Kurz nach meinem Kulturausflug, stehe ich auch schon wieder auf der Strasse. Und da kommen sie angeschlurft. Mit wachsamen Augen, immer auf der Suche nach ihrem nächsten Opfer. Die Strassenhändler. Ich kann keine zwei Schritte gehen, ohne dass mir einer ein Armband anwirft oder es über meinen Arm legt oder mir sonst irgendwas andrehen möchte. Nach zig «no interest» kann ich mich in eine Seitengasse flüchten. Ich verstaue die Kamera sicher im Rucksack und mache mich wieder auf den Weg. Und siehe da, ich werde nicht mehr als Tourist, sondern als Studentin wahrgenommen. Nach einigen sehr entspannt vorbeigehenden Minuten mache ich mich auf den Weg zum Parkhaus, wo (hoffentlich) mein Auto auf mich wartet.

Dort angekommen, sehe ich den Preis von 16 Euro für vier Stunden. Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob ich es nicht gleich dort lassen soll. Die Preise sind schon ein bisschen hoch, besonders für eine so kurze Parkdauer. Aber damit habe ich mich ja schon vor meiner Reise abgefunden. So löse ich mein Auto aus und fahre weiter nach Bergamo, wo mein Hostpartner sein Zuhause hat.

Bergamo

Das absolute Highlight heute war Bergamo. Nachdem ich schon ein wenig Angst hatte, dass mich mein Host vergessen haben könnte, taucht er dann doch noch auf – mit knapp zwei Stunden Verspätung. Aber na ja, ich hatte so wenigstens Zeit in meinem Buch zu lesen.

Es geht, ohne noch mehr Zeit zu verschwenden, gleich los auf die Besichtigungstour durch Bergamo. Und wie bewegt man sich in Italien durch die Altstadt fort? Natürlich mit dem Motorrad. Nach einer ersten kleinen Panikattacke über diese Neuigkeit, überwinde ich mich dann doch aufzusteigen. Und dann passiert es. Ich liebe es. Es gibt absolut nichts Angenehmeres, als ein Motorrad. Kein Stau. Keine Probleme einen Parkplatz zu finden. Immer freie Fahrt.

Binnen weniger Minuten erreichen wir die Altstadt von Bergamo, die nur über vier Eingänge erreichbar ist. In der Altstadt angekommen, bekomme ich die beste Stadtführung, die es gibt. Alles aufzuzählen, was ich nun über sie weiss, würde Stunden in Anspruch nehmen. Danke vielmals an dieser Stelle an Marco für diese tolle Führung!

Es ist bereits dunkel und wir erreichen den höchsten Punkt von Bergamo. Der Ausblick ist der absolute Hammer. Man sieht hier bis Mailand (Mailand ist eine gute Autobahnstunde entfernt) und fast bis Venedig. Einfach traumhaft!

Venedig – ich bin verliebt in dich

Nachdem mich das Parkhaus fast ruiniert hat – 30 Euro pro Tag, halloooooooo-oooo?!!? – stapfe ich mit einer leichten Wut im Bauch in die Innenstadt von Venedig. Ich biege um die erst Ecke und ’schwupps› ist er weg, der Ärger. Bei dieser Schönheit, welche Venedig präsentiert, kann man einfach keine schlechten Gedanken mehr haben. Die schmalen Gässchen. Die farbigen Häuser. Die Gondole. Und nein, Venedig stinkt nicht! Ich habe keine Ahnung, wer so etwas sagen kann! Über unzählige Gassen geht es quer durch Venedig, bis ich nach einer gefühlten Ewigkeit – und sicherlich auch mit ein wenig Glück – den Markusplatz erreiche.

Wow, so viele Menschen auf einem Haufen. Hier wird einem bewusst, wie viele Touristen Venedig besichtigen. Um nicht in den Menschenmassen erdrückt zu werden, setze ich mich erst einmal hin und beobachte die unterschiedlichsten Touristen und muss jedes Mal grinsen, wenn sie sich wieder ein überteuertes Souvenir andrehen lassen. Nachdem ich von der Menschenmasse genug habe, verschwinde ich wieder in die kleinen Seitengässchen, in denen sich das wahre Leben der Venezianerinnen und Venezianer abspielt. Kleine Geschäfte reihen sich an Restaurants und diese wiederum an Wohnungen. Ich könnte stundenlang hierbleiben und immer wieder würde ich etwas Neues entdecken. Am Anfang war ich ein wenig besorgt, weil ich dachte, dass ich Venedig so schnell gesehen haben könnte wie Mailand. Ganz nach dem Motto: Kennst du ein Gässchen, kennst du alle. Aber dem ist überhaupt nicht so. Jeder Ort hat etwas Neues zu bieten und ist auf seine eigene Art einzigartig. Einfach ein Ort, an den man immer wieder zurückkommen möchte.

Florenz

Morgens sieben Uhr. Florenz. Rushhour. Auf der Autobahn. Mit knapp 100 Sachen. Und ich mittendrin. Eingequetscht auf dem Rücksitz eines Motorrads. Hilfe!

Wie es dazu kam?

Da mein Host in Florenz arbeitet, hat er mir angeboten, mich mit dem Motorrad mitzunehmen. Um die 30 Euro fürs Parkhaus zu sparen. Ich habe zugestimmt. Und da bin ich nun. Mitten in der Rushhour auf einem Motorrad unterwegs, welches sich nach meinem Leidwesen nur allzu häufig direkt zwischen zwei Reisecars vorbeischlängelt. Nach wenigen Minuten – und ein bisschen zerzaust – erreichen wir jedoch heil die Strassenbahnhaltestelle, von der aus es für mich weiter ins Herz von Florenz geht.

Am Hauptbahnhof angekommen, kaufe ich mir erst einmal eine nützliche Strassenkarte und mache mich auf den Weg zur Piazza del Duomo.

In den Dom werde ich allerdings nicht gelassen, da meine Kleidung nicht angemessen ist. Da ich Atheistin bin, macht mir dies aber herzlich wenig aus.

Da in Florenz die berühmte Davidstatue steht, möchte ich die Zeit lieber nutzen, um diese zu besichtigen. Nach kurzer Suche erreiche ich die Warteschlange, welche sich bereits bei der Galleria dell’Accademio gebildet hat. Ich überlege hin und her, ob es 11 Euro und eine knappe Stunde Warterei wert sind, den David zu sehen. Da ich aber sowieso meistens zu früh mit meinen Besichtigungstouren fertig bin, stelle ich mich brav in die Reihe – es gibt ja auch nur diesen einen David (dachte ich zu diesem Zeitpunkt zumindest).

Nach knapp einer Stunde ist es dann auch soweit und ich stehe vor ihm. In ganzer Pracht strahlt er mir entgegen.

Da mich die übrigen Gemälde nicht sonderlich interessieren, beende ich die Besichtigung und schlendere weiter zur Piazza della Signoria. Und da steht er. Schon wieder. Der David. Na super. Ich bin extra eine Stunde in der Warteschlage gestanden, nur um festzustellen, dass es in Florenz gleich mehrere David-Statuen gibt? Na prima. Wenigstens kann ich sagen, dass ich die grösste gesehen habe.

Ich biege um eine Ecke und erreiche die Ponte Vecchio. Ein wirklich sehr schöner Anblick. Ein bisschen erinnert sie mich sogar an Venedig.

In der sengenden Mittagshitze laufe ich unermüdlich weiter Richtung Osten. 20 Minuten später erreiche ich eine Erhebung, auf die ein Pfad führt. Soll ich mir das wirklich antun? Ja. Mittlerweile nicht mehr so müde, steige ich den Berg hinauf. Doch die Mühe hat sich gelohnt. Florenz liegt mir zu Füssen.

Dieser Anblick ist ein verdienter Abschluss nach meinem sechsstündigen Fussmarsch durch Florenz. Ich trinke ein Frappé con fragola und mache mich anschliessend wieder auf den Heimweg nach Prato.

Vinci – Auf den Spuren von Leonardo da Vinci

Mein Host nimmt mich am letzten Abend auf dem Motorrad mit ins Dorf Vinci. Wie der Name schon vermutet, ist hier Leonardo da Vinci geboren. Doch Leonardo hat nicht dem Dorf seinen Namen gegeben, sondern das Dorf ihm. Leonardos Geburtsname ist Leonardo di Piero. Das ‹da Vinci› wurde erst später hinzugefügt und bedeutet so viel wie ‹aus Vinci›. Wenn man seinen Geburtsort betritt, weiss man auch augenblicklich, wieso er ein so genialer Maler, Bildhauer, Architekt, Anatom, Mechaniker, Ingenieur und Naturphilosoph wurde. Das Dorf liegt mitten im Grünen und ist sehr klein. Hier kann man sich wirklich Gedanken über viele Dinge machen.

Dieser Platz wurde zu Ehren Leonardo da Vincis errichtet. Es sind Ideen, welche durch ihn aufgezeichnet wurden. Bis heute weiss – gemäss meinem Host – leider niemand, was die Zeichnungen genau bedeuten.

Rom – Wo Pyramiden sich zuhause fühlen

Rom. Viele Menschen kennen Rom. Viele Menschen waren schon einmal in Rom. Viele Menschen erzählen auch immer wieder von Rom. Alle Wege führen nach Rom.

Was ist Rom?

  • Hauptstadt Italiens seit 1871
  • Wird als ‹Ewige Stadt› bezeichnet
  • 2.7 Millionen Einwohner in der Stadt beziehungsweise 3.3 Millionen Einwohner in der Agglomeration.
  • Liegt in der Region Latium und am Ufer des Flusses Tiber
  • Beherbergt den Vatikan
  • Sitz der UNO, FAO, IFAD, WFP

So viel zu den Fakten.

Aber was ist Rom wirklich?

  • Rom ist historisch
  • Rom ist voller Kunstwerke
  • Rom ist modern
  • In Rom könnte man für eine Woche bleiben
  • Rom hat Charme

Keine andere Stadt, die ich bisher gesehen habe, kann Rom meines Erachtens nach mit der Vielfalt an Historik und alten Bauwerken das Wasser reichen. Es gibt keine Strasse im Stadtzentrum, welche nicht vor Kulturgeschichte strotzt.

Ich beginne meine Tour am Colosseo. Nach nur 5 bis 10 Minuten Wartezeit habe ich mir ein Ticket ergattert und betrete die ehemalige Kampfarena der Gladiatoren.

Nachdem ich einige Runden hier gedreht habe, geht es weiter zum Park Foro Romano, welcher zur Zeit der Römer der Mittelpunkt des politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und religiösen Lebens war.

Von diesem Punkt aus sind es nur noch wenige Meter zur Piazza Venezia, wo das Monumento Vittorio Emanuele II steht.

Auf dem Weg dahin bleibe ich bei zwei Musikern stehen. Normalerweise mag ich diese ganzen Strassenkünstler in Rom nicht, da sie weder gut spielen noch besonders freundlich sind. Aber diese beiden haben stets ein Lächeln im Gesicht und als sie zu spielen beginnen, tauche ich auf einmal in eine andere Welt ein.

Gemäss meinem Stadtplan müsste es von hier nicht mehr weit zur Fontana di Trevi sein. Höchstens fünf Minuten. Nach kurzer Zeit sehe ich auch schon ein Schild, das mir den Weg weist und ich vertraue darauf, dass es mich sicher und ohne Probleme an den gewünschten Ort bringen wird. 15 Minuten später bin ich immer noch nicht am Ziel angelangt und finde mich auch sonst nicht mehr so richtig zurecht. Ich bin in einer Gasse gelandet, in der es keine Touristen mehr gibt. Nur ein Grüppchen von drei Frauen klammert sich aneinander und huscht schnell vorüber. Überall sind Kameras angebracht. Mir dämmert langsam, dass dies nicht der richtige Weg sein kann und schaue, dass ich schnellstmöglich von hier verschwinde. Zum Glück stosse ich schon nach kurzer Zeit wieder auf Touristen und beschliesse, dieses Mal nicht auf irgendwelche Schilder zu vertrauen, sondern einfach mit der Menschenmasse mitzulaufen. Hätte ich das doch schon viel früher getan. Nach kurzer Zeit erreiche ich die Fontana di Trevi. Doch das Bild, das sich mir auftut, ist überhaupt nicht schön. Der Brunnen ist mit grossen Glasscheiben von den Touristen abgeschirmt. Überall stehen Baugerüste. Es fliesst kein Wasser.

Enttäuscht muss ich feststellen, dass aus meinem Plan, Münzen in den Brunnen zu werfen, wohl nichts werden wird und so mache ich mich doch ein bisschen traurig auf den Weg zur Trinità dei Monti. Aber auch hier ist der Anblick der gleiche. Überall nur Baugerüste 🙁

Nach dieser Niederlage brauche ich erst einmal etwas zu Essen und ich beschliesse, an die Piazza del Popolo zu gehen – wobei man es bei Temperaturen von knapp 35 Grad Celsius wohl eher kriechen nennen könnte. Wenigstens erreiche ich den Platz nach kurzer Zeit und schaue mich nach dem nächstbesten Restaurant um. Gleich zu meiner Linken befindet sich ein mittelgrosses Bistro, in das ich einkehre. Als mein Blick jedoch über die Speisekarte fliegt, nehme ich gleich wieder Reissaus. 18 Euro für einen grünen Salat?! Kommt der Salat denn etwa aus einem abgelegenen Dorf in Asien, wo er nach einem bestimmten Prozedere angepflanzt wird?! Nein, nicht mit mir!

Leider muss ich feststellen, dass es nicht ganz einfach ist, ein Restaurant in dieser Gegend zu finden, welches keine solchen Wucherpreise hat. Nach längerer Suche lasse ich mich dann doch an einem kleinen Tisch in einem Bistro nieder und bekomme endlich etwas zu Essen.

Nach dieser kleinen Stärkung mache ich mich auf, um die letzten zwei Punkte auf meiner Besichtigungsliste für heute abzuhaken.

Nach etwa 20 Minuten auf der Strasse Via del Corso, biege ich rechts ab und stehe einige Sekunden später vor dem Pantheon. Ich habe es mir grösser vorgestellt, aber auch so ist es ziemlich beeindruckend.

Langsam werde ich müde und beschliesse die Metro zu nehmen, um an meinen letzten Besichtigungspunkt zu gelangen. Nach kurzer Fahrt steige ich an der Haltestelle Piramide aus. Und da stehe ich auch schon vor ihr. Der Pyramide, die in Rom anstatt in Ägypten steht. Natürlich ist auch sie umgeben von einem Baugerüst.

Wieso gibt es in Rom Pyramiden?

Nachdem Rom Ägypten erobert hatte, wurde die ägyptische Kultur in Rom Mode. Mehrere Römer liessen sich daraufhin Pyramiden als Grabstätte bauen. Heute existiert jedoch von dieser kurzen Episode nur noch diese eine Pyramide, die auch Cestius-Pyramide genannt wird.

Da die Pyramide nicht sehr gross und schnell besichtigt ist, setze ich mich nach kurzer Zeit in ein Bistro und warte auf meinen Host. Einige Zeit später (Hosts haben immer Verspätung!) kommt er auf seinem Motorbike angebraust und nimmt mich mit auf eine Aussichtsplattform, auf welcher man die ganze Stadt überblicken kann. Ein wirklich gelungener Abschluss.

Vatikan – der Papst und die kreischende Menge

Eigentlich stand heute auf dem Plan, das Museum des Vatikans zu besuchen. Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.

Nachdem ich mit meinem Auto endlich einen Parkplatz in der Nähe des Vatikans gefunden habe und nach kurzem Fussmarsch vor dem Eingang des Museums stehe, sieht es geschlossen aus. Na gut, es ist ja auch erst 08.45 Uhr. Ich warte. Und warte. Und warte. Meine Annahme, dass es vielleicht um 10.00 Uhr öffnet, verflüchtigt sich langsam, aber sicher. Und so ist es auch. Als ich mich ein wenig umschaue, fällt mir eine kleine Tafel auf, auf der es heisst: Sonntags geschlossen. Na super.

Und was jetzt?

Erstmal zurück in den Vatikan selbst. Mittlerweile haben sich hier schon mehrere hundert Menschen versammelt, um den Papst zu sehen. Und weil ich schon mal hier bin, beschliesse ich zu warten und mir das ganze Spektakel mitanzusehen. Im Minutentakt strömen immer mehr Menschen auf den Platz und mittlerweile müssten es schon über tausend sein.

Die Flagge, dass der Papst da ist, wird gehisst. Die Menschen jubeln, rufen und klatschen.

Eine Nonne neben mir fragt mich, ob ich Papst Franziskus mag. Ich überlege kurz, dass es wohl nicht sonderlich ratsam ist, ihr zu sagen, dass ich Atheistin bin und nichts von Religion und der gleichen halte und mir eigentlich nur dieses Spektakel einmal ansehen möchte, wie Leute in Ekstase geraten, wenn sie diesen Mann sehen. Ich antworte also mit einem Lächeln: «Ich mag Papst Franziskus sehr gerne». Als ich ihre strahlenden Augen sehe, weiss ich, dass es diese Notlüge wert war.

Auftritt des Papstes

Um Punkt 12.00 Uhr tritt er dann ans Fenster. Die Arme weit ausgebreitet steht er da und heisst die Menschen auf dem Petersplatz willkommen. In diesem Moment geschehen dutzende Dinge gleichzeitig.

Menschen schreien. Menschen weinen. Rosenkränze werden emporgestreckt. Fahnen werden geschwenkt. Fotos werden geschossen. Videoaufnahmen gemacht. Menschen sinken auf die Knie und bekreuzigen sich.

Für Aussenstehende wie mich, ist es einfach faszinierend mitanzusehen, was für eine Macht die Kirche hat und wie Menschen ihren tiefen Glauben bekunden.

Nach wenigen Minuten ist das Spektakel auch schon wieder vorbei und das Fenster schliesst sich. Ich mache mich langsam aber sicher auf den Nachhauseweg.

Pisa – Stadt der Deutschen

Auf meinem Weg von Rom nach Cinque Terre mache ich einen kurzen Halt in Deutschland – ähm, Pisa meine ich natürlich. Obwohl ich weit und breit keinen Reise Car entdecke, wimmelt es hier von deutschen Touristen. Vielleicht kann mir jemand aus Deutschland sagen, ob Pisa das Ausflugsziel für Deutsche ist (?). Selbst die Bedienung im Restaurant spricht Deutsch. Da ich mir aber nicht anmerken lassen möchte, dass ich auch aus einer deutschsprachigen Region komme, bestelle ich brav auf Italienisch.

Doch zurück zur Stadt Pisa. Da ich bereits wusste, dass es in Pisa nicht so wahnsinnig viel Interessantes anzuschauen gibt, habe ich mir dafür drei Stunden eingeplant. Und ich muss sagen; es reicht vollkommen aus!

Das weltberühmte Wahrzeichen ist natürlich der Schiefe Turm von Pisa.

Die Schieflage des Turms beruht auf dem lehmigen Untergrund und beträgt nach Ende der Sanierungsarbeiten 4 Grad. Im Inneren des Turmes ist oben in der Mitte ein Pendel befestigt, welches jedoch unten fast die Wand berührt.

Der Legende nach hat Galileo Galilei – welcher aus Pisa stammte – mit Hilfe des Turms das Fallgesetz entdeckt.

Wenn du noch mehr über den Schiefen Turm von Pisa erfahren möchtest: Hier ist der Link zu Wikipedia. Anstatt mich selbst in komischen Posen vor dem Turm ablichten zu lassen, mache ich mir einen Spass daraus, ein Foto zu schiessen, auf dem so viele Menschen wie möglich versuchen, den Turm zu stützen. Nach über zwei Stunden habe ich dann auch wirklich genug gesehen und mache mich auf den Weg nach Cinque Terre.

Portovenere

Von Pisa geht es ohne weiteren Stopp nach Cinque Terre. Besser gesagt nach Marina di Carrara, wo mein Host für die nächsten beiden Nächte lebt.

Nachdem ich sehr herzlich begrüsst wurde und auch seine Schwester aus Genua – welche ebenfalls Ferien hat – kennengelernt habe, beschliessen wir, zusammen auszugehen. Unser Weg führt uns nach Portovenere. Ein kleines Fischerdorf am Rande des Golf von La Spezia.

Mein Host zeigt uns seinen Lieblingsplatz. Auf der Spitze eines Kirchturms, der direkt an der Klippe steht. Einfach wunderschön.

Im Restaurant Osteria Baracco essen wir – natürlich traditionell Italienisch – zu Abend.

In der Speisekarte entdecke ich folgende Entstehungsgeschichte zu diesem Lokal:

«Barak is a Tunisian pirate, based in Sicily, arrives in Portovenere during a storm. Here he falls in love with Violante, the most beautiful girl in the village. In order to marry her, he hauls down his black flag, he unrigs his cupper, he gets baptized as “Baracco” and buys a bakery that later will become an “Osteria”.

We want to get inspiration exactly from Baracco’s love for Violante. You can find their love in our selection of products, old recipes, our respect for the territory, and seasons and all the Wines and Beers made by small producers

We want to go back to our origins and rediscover old flavours from Liguria.»

Um 1 Uhr nachts geht es schliesslich zurück. Phuuu, bin ich müde! Ich freue mich riesig auf mein Bett! Lange wird die Nacht aber nicht dauern, denn Morgen geht es bereits auf Besichtigungstour in den Nationalpark und UNESCO-Weltkulturerbe Cinque Terre.

Cinque Terre

Heute Morgen geht es endlich los nach Cinque Terre. Da mein Host leider arbeiten muss, unternehme ich diese Tour mit seiner Schwester Francesca – Fra.

Obwohl der Nationalpark mit dem Auto erreichbar ist, entscheiden wir uns den Zug zu nehmen. Das kann ich dir auch nur empfehlen! Es gibt ein Parkhaus direkt am Bahnhof von La Spezia. Dort ist für 12 € (für EU-Bürger: 10 €) eine Tageskarte erhältlich, mit welcher man den ganzen Tag mit dem Zug zwischen den fünf Dörfern hin und her fahren kann. Auch beinhaltet das Ticket kostenloses Wifi, was aber nicht immer reibungslos funktioniert.

So starten wir am frühen Vormittag unsere Tour. Sie wird uns zu den Dörfern Monterosso al Mare, Vernazza, Corniglia, Manarola und Riomaggiore führen.

Alle Dörfer haben einen direkten Zugang zum Meer. Bis auf Corniglia. Dieses Dorf erhebt sich an der Kante der knapp 100 Meter hohen Klippe. Aber nicht nur Corniglia ist sehenswert. Meine persönlichen Highlights waren Vernazza und Riomaggiore.

Für Verliebte gibt es die Via dell’Amore – Weg der Liebenden. Er verbindet die Dörfer Riomaggiore und Manarola entlang der Küste. Momentan ist er aber gesperrt, da ein Erdrutsch den Weg zerstört hat. Ich hoffe jedoch, dass er bei meinem nächsten Besuch wieder offen ist. Wer diesen Weg allerdings bestreitet, sollte schwindelfrei sein. Der Weg führt entlang der Klippe welche Steil ins Meer abfallen.

Du wunderst dich vielleicht, wieso ich nicht viel über die einzelnen Dörfer geschrieben habe. Das liegt daran, dass sich die Schönheit dieser Dörfer nicht beschreiben lässt. Ich habe mich deshalb dazu entschieden, an dieser Stelle einfach die Bilder sprechen zu lassen.

Heimat

Der letzte Tag meiner Reise bricht an. Ich stehe früh auf und sitze bereits um halb sechs Uhr früh hinter dem Steuer meines Autos. Ich möchte die frühe Morgenstunden nutzen um möglichst viel Strecke zurück zu legen. Einen Rast werde ich später einlegen, denn heute geht es zurück in die Heimat und zu Andreas. Knapp sechs Stunden Autofahrt liegen vor mir und führen mich nochmals durch die wunderschöne Landschaft von Norditalien.

Ich geniesse die ruhigen Stunden im Auto und freue mich auf zu Hause.

An der Grenze angekommen werde ich jedoch prompt gestoppt. Wo ich den herkomme, werde ich vom Grenzbeamten gefragt. Als ich Antworte «von Cinque Terre» schaut er mich nur überrascht an, wirft einen letzten Blick in mein mittlerweile chaotisches Auto und lässt mich ohne weiteres passieren. Und schon bin ich wieder in der Schweiz.

Ich habe in den vergangenen zwei Wochen viel erlebt. Viele tolle Menschen kennengelernt und spannende Geschichten ausgetauscht. Ich würde es jederzeit wieder genau gleichmachen. Meine Sorgen, die ich am Anfang der Reise hatte, waren gänzlich unbegründet. Auch die Sorgen darum, dass ich als Frau alleine unterwegs bin und bei fremden Männern übernachte war unbegründet. Ich wurde überall so freundlich aufgenommen und rundum versorgt. Oft wurde mir sogar gesagt, dass es für sie selber komisch sei, wenn eine Frau alleine reise. In Italien wäre dies eher unüblich und darum behandelten sie mich wie eine kleine Schwester.

Ich kann dir einen Roadtrip durch Norditalien nur empfehlen. Es gibt so viele Städte zu sehen, Menschen kennen zu lernen und vor allem Essen zu vertilgen.


Warst du schon einmal in Italien unterwegs? Was waren deine Highlights auf deiner Reise?

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Michelle
Michelle
Aufgewachsen in einem 1'000 Seelen Dorf zieht es mich immer wieder in die grosse weite Welt hinaus. Auf meinem Blog findest du Tipps und Inspiration Rund ums Thema Reisen. Wenn du angehende*r Blogger*in bist findest du hier zudem zahlreiche Anleitungen die dir beim Aufbau helfen werden.

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