Was ist passiert?

Wow. Wo soll ich nur anfangen.

Ich weiss es ehrlich gesagt nicht.

Das Wichtigste zuerst: Ich bin wieder zuhause.

Wieso?

Es musste sein.

Doch starten wir ganz am Anfang.

Anfang Dezember 2018 hat mich endlich mein Freund Andrea besucht und wir sind zusammen via Thailand nach Kambodscha gereist. Genauer gesagt nach Koh Rong Sanloem. Eine idyllische Insel vor Sihanoukville.

Dort verbrachten wir herrliche zehn «dolce far niente» Tage. Am 25. Dezember sollte es dann weiter nach Kuala Lumpur gehen. Soweit so gut. Nur leider ist mir mein Heiligabendessen nicht so gut bekommen und ich bekam schlimmen Durchfall und musste einige Male erbrechen. Und das ausgerechnet kurz vor unserer geplanten Abreise.

Am Morgen der Abreise ging es mir leider immer noch nicht besser. Ehrlich gesagt ging es mir sehr schlecht. Doch es half alles nichts. Wir konnten nicht länger in Kambodscha bleiben und so blieb mir nichts anderes übrig, als mich mit Imodium voll zu pumpen, was sich später noch als grosser Fehler herausstellen sollte.

Doch vorerst ging es mir besser. Oder sagen wir mal so; Ich musste nicht alle fünf Minuten zur Toilette rennen, worüber ich sehr froh war, denn weder auf dem Boot, welches uns ans Festland brachte, noch im Taxi gab es eine.

Gegen Mittag waren wir dann endlich am Flughafen und sassen kurze Zeit später im Flugzeug. Auf halber Strecke bemerkte ich jedoch, dass es mir nach wie vor wirklich nicht gut ging. Ich stand auf, um auf die Toilette zu gehen. Alles, was ich dann noch weiss, ist, dass ich danach auf dem Boden lag und mich die Crew abgeschirmt hat. Mir wurde schwarz vor Augen.

Glücklicherweise hat sich die Crew gut um mich gekümmert und mich bis zur Landung betreut.

Da ich von der Reise so geschafft war, beschlossen wir uns direkt am Flughafen ein Hotel zu nehmen. Ich hatte schlicht keine Kraft mehr irgendwohin zu fahren.

So verbrachten wir den ersten Weihnachtstag im Fünf-Sterne-Hotel und liessen es uns gut gehen.

Das rundum Wohlfühl-Paket hat auch wirklich etwas gebracht und so konnten wir am nächsten Tag in die Innenstadt «umziehen».

Obwohl ich mich nach wie vor nicht zu 100% fit fühlte, unternahmen wir einige kurze Ausflüge, denn am 29. Dezember sollte die Reise nach Bali weiter gehen, um dort Neujahr zu feiern.

Leider fühlte ich mich auch diesmal am Tag der Abreise immer noch nicht fit und ich musste erneut Imodium nehmen, da ich wieder starken Durchfall hatte.

In Bali angekommen war es mir tatsächlich möglich im Finns Beach Club in Canggu ins neue Jahr hineinzufeiern. Im Nachhinein habe ich keine Ahnung, wie mein Körper dazu im Stande war. Er hat wohl noch seine letzten Kräfte mobilisiert.

Am 2. Januar machten wir uns dann auf den Weg ins Landesinnere, nach Ubud. Und hier ging gar nichts mehr.

Ich bekam erneut schlimmen Durchfall und musste auch alle paar Minuten erbrechen.

Aufgrund meiner schlechten Verfassung entschieden wir uns in die BIMC Klinik in Ubud zu fahren. Nach einem kurzen Check-up wurde die Diagnose «Reisekrankheit» gestellt. Trotzdem sollte ich einige Stuhlproben abgeben, um sicherzustellen, dass ich mir keine unschönen Untermieter eingefangen habe. Und ja, wir reden hier von Würmern, Käfern und sonstigem Ungeziefer.

Zum Glück waren alle diese Proben negativ. Trotzdem ging es mir zunehmend schlechter. Ich konnte keine Nahrung beibehalten und musste immer noch häufig erbrechen und immer wieder auf Toilette rennen. Auch fehlte mir inzwischen jegliche Kraft, um irgendwo hinzugehen. Schon die Treppe von unserem Zimmer in die Lobby war eine Herausforderung.

Obwohl ich starke Antibiotika bekam, verschlechterte sich mein Zustand zusehens.

Am 7. Januar entschlossen wir uns in ein Hotel zu ziehen, welches direkt neben der Klinik war. Dies sollte sich als Segen herausstellen, denn am gleichen Tag musste ich selbiges notfallmässig aufsuchen.

Diesmal wurde entschieden, dass ich in der Klinik bleiben muss. Zu schlecht war mein Zustand.

Danach ging alles ganz schnell. Mir wurde Blut abgenommen und ein Zugang für die Infusion gelegt.

Obwohl ich mir aufgrund meiner Panik vor Nadeln geschworen hatte, niemals Blut an der Armbeuge abnehmen zu lassen – geschweige denn eine Infusion zu bekommen – liess ich alles kommentarlos über mich ergehen. In diesem Moment war mir alles egal, solange mir geholfen wurde.

cof

Nach über sechs Stunden am Tropf fühlte ich mich endlich besser und war sogar im Stande etwas zu essen. Aufgrund dieser Tatsache durfte ich dann auch zurück in mein Hotelbett.

Die kommenden Tage verbrachte ich damit, täglich sechs Tabletten zu schlucken und mich auszuruhen. Den Durchfall war ich nun zum Glück ein für alle Mal los, doch das Schwächegefühl sowie die Übelkeit hielten weiter an.

Und nun gab es noch ein weiteres Problem. Andrea musste am 11. Januar zwingend nach Hause fliegen und ich hatte keine Chance einen solchen Flug zu meistern.

Mittlerweile hatte auch meine Mutter von der ganzen Situation Wind bekommen und machte sich grosse Sorgen. Und so entschied sie sich kurzerhand, am nächsten Tag in den Flieger zu steigen und zu mir nach Bali zu fliegen.

Ich kann gar nicht beschreiben, wie dankbar ich dafür war. Ich habe einfach die beste Mutter auf der Welt!

Somit stand der Abschied von Andrea vor der Tür. Ich wusste nicht, wann ich ihn wiedersehen werde, denn ich plante zu diesem Zeitpunkt immer noch fest damit, weiterreisen zu können.

Kaum war Andrea abgereist und meine Mutter zu mir ins Zimmer gezogen, ging es mir auch schon wieder schlechter und ich musste erneut die Klinik aufsuchen. Leider teilte mir das Personal mit, dass sie nichts weiter tun können und ich zu einem Internisten in Kuta gehen müsse, da nur noch dieser allenfalls mehr herausfinden könne.

So wechselten wir einige Tage später in ein Hotel nach Kuta und ich hatte den Termin beim Internisten. Wirklich mehr, als das Personal in Ubud, hat dieser jedoch auch nicht untersucht. Allerdings riet er mir nach Hause zu fliegen. Weiter teilte er mir mit, dass er dringend von der Einnahme von Imodium-Tabletten abrate. Denn durch diese waren die Bakterien/Viren in meinem Körper gefangen und haben einen viel grösseren Schaden angerichtet als es normalerweise der Fall ist.

Wenigstens konnte mir der Internist nun endlich sagen, was ich genau hatte: Eine Magenschleimhautentzündung sowie eine akute Darmentzündung. Voraussichtliche Heilungszeit: zwei Monate gefolgt von einer längeren Schonzeit.

Wow. Das war ein Hammer.

Weitere zwei Monate?

Gefolgt von Schonzeit?

Zuhause?

In diesem Augenblick realisierte ich, dass kein Weg an einem Home-Aufenthalt vorbeiführen würde. Mir kamen die Tränen.

Mein Traum von einer längeren Weltreise? Geplatzt!

Nie im Leben hätte ich gedacht, dass der Grund für eine Rückkehr eine Krankheit sein würde.

Nie. Im. Leben.

Doch was soll ich sagen. Manchmal kommt es anders, als man denkt.

Da ich mich jedoch immer noch nicht fit für einen 12-stündigen Flug fühlte, blieben wir weitere Tage im Hotel in Kuta. Doch nun hatte ich das Problem, dass mein Visum bald ablaufen würde. So suchte ich erneut die Klinik auf und liess mir Medikamente sowie Schlaftabletten für den Rückflug verschreiben.

Am 21. Januar war es dann soweit und wir sassen im Flieger zurück nach Hause.

Als wir in Zürich landeten, strömten mir die Tränen nur so übers Gesicht. Ich wollte es einfach nicht wahrhaben, dass ich schon wieder zurück war. Nach nicht einmal sechs Monaten auf Reisen.

Wieso!?

Nun ist es Ende März und es ist viel passiert in der Zeit, seit ich wieder zuhause bin.

Ich war erneut einige Male beim Arzt und musste wiederum Stuhl- und Blutproben abgeben. Da meine Entzündungswerte im Darm immer noch sehr hoch waren und die Übelkeit immer noch vorhanden war, wurden mir Magentabletten verschrieben, welche ich bis vor kurzem eingenommen habe.

Auch wurde ich vor die schwere Entscheidung gestellt, ob ich danach erneut reisen möchte oder mir wieder ein Leben in der Schweiz aufbaue. Job und Wohnung suche.

Schweren Herzens habe ich mich für letzteres entschieden.

Nicht alle verstehen diese Entscheidung, was ich wiederum verstehen kann.

Ein ehemaliger Arbeitskollege meinte vor kurzem: «Aber wenn es doch wirklich dein Traum ist, wieso gehst du dann nicht wieder reisen?»

Ich habe viel über diese Frage nachgedacht und wenn ich ehrlich bin, muss ich sagen: Ich habe Angst.

Angst vor allem davor, dass ich mir wieder etwas einfange, denn auch jetzt wo ich diesen Artikel schreibe, fühle ich mich nach wie vor angeschlagen. Drei Monate nachdem es begonnen hatte. Wenigstens habe ich letzte Woche die Nachricht meines Arztes bekommen, dass nun alle Entzündungswerte wieder im grünen Bereich sind. Aber wie gesagt. Bis zu diesem Punkt hat es drei Monate gedauert. Wegen einer eigentlich harmlosen Magen-/Darminfektion.

Auch hatte ich Angst vor der Ungewissheit. Ich wusste nicht, wie lange ich in der Schweiz bleiben muss und zugegeben; Es ist alles andere als billig hier zu leben. Somit war auch der finanzielle Aspekt sicher ein Punkt, wieso ich mich schlussendlich dazu entschieden habe mir hier wieder alles aufzubauen. Denn ich bin zwar jetzt gesund, befinde mich nun aber in der Schonzeit. Ich muss nach wie vor extrem darauf achten, was ich esse und reagiere immer noch auf kleine Veränderungen mit gelegentlicher Übelkeit oder Magenschmerzen. Sicher nicht die optimale Voraussetzung. um weiter zu reisen und kulinarische Experimente zu wagen.

Der letzte Punkt wieso ich mich dazu entschlossen habe alles wieder aufzubauen ist, dass ich keine Lust habe, hier untätig rumzusitzen und mein Geld zum Fenster hinauszuwerfen. Seit ich mich wieder besser fühle, habe ich das Gefühl, dass mir die Decke auf den Kopf fällt.

Klar macht es mich traurig, dass das Unterfangen «Weltreise» gescheitert ist, aber die Gesundheit geht immer vor. Immer.

Und ich muss auch ehrlich zugeben, dass ich mich unglaublich darauf freue, was nun kommt. Ich habe mich bereits Ende Januar spontan auf eine Anstellung beworben und auch sogleich den Zuschlag bekommen. Das Team durfte ich auch schon kennenlernen und wurde sogleich mit offenen Armen empfangen.

Vor ein paar Wochen habe ich zudem meine neue Traumwohnung gefunden (ganz in der Nähe meiner alten Wohnung) und freue mich, diese einzurichten und wieder ein richtiges Zuhause zu haben.

War’s das jetzt mit dem Reisen?

Ich muss ehrlich sagen: Ja. Vorerst schon. Zumindest mit Langzeitreisen.

Ich möchte mich nun darauf konzentrieren, wieder ganz gesund zu werden, meine Wohnung einzurichten und beruflich wieder voll durchzustarten.

Eine Reise ist jedoch noch geplant, bevor ich am 1. Mai wieder anfange zu arbeiten. Und zwar geht es mit meiner Mutter für zehn Tage nach Japan, um die Kirschblüten zu sehen.

Für manch einen klingt das jetzt vielleicht komisch, wo ich doch gerade eben gesagt habe, dass ich zuerst noch ganz gesund werden möchte. Das ist so, aber ich habe für mich persönlich entschieden, dass eine Zehn-Tagesreise in meinem jetzigen Zustand machbar ist und ich die Kirschblüten unbedingt sehen möchte.

Was danach kommt? Ich weiss es nicht.

Ich werde natürlich nach wie vor reisen, aber einfach im Rahmen meines «normalen» Urlaubs bei der Arbeit. Und weisst du was? Das ist vollkommen in Ordnung so.

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Michelle
Michelle
Aufgewachsen in einem 1'000 Seelen Dorf zieht es mich immer wieder in die grosse weite Welt hinaus. Auf meinem Blog findest du Tipps und Inspiration Rund ums Thema Reisen. Wenn du angehende*r Blogger*in bist findest du hier zudem zahlreiche Anleitungen die dir beim Aufbau helfen werden.

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